Es ist ein Festival, dessen Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus reicht: Im Herbst tummeln sich alljährlich bekannte Autorinnen und Autoren, auch Literaturgrößen, in Esslingen; ebenso ambitionierte Neulinge und Kinderbuchautorinnen und -autoren. Das ist auch bei der 29. Auflage der Lesart der Fall, die vom 4. bis 25. November gemeinsam von Esslinger Stadtbücherei und EZ veranstaltet wird. Die Qualität der vorgestellten Bücher dokumentiert erneut den hohen Anspruch der Organisatoren. In deren Reihen hat es Wechsel gegeben. Lange Jahre hatten die Büchereileiterin Gudrun Fuchs und die Programmplanerin Renate Luxemburger das Profil der Lesart zusammen mit der Kinderbüchereileiterin Bettina Langenheim geprägt. Nachdem sich Fuchs und Luxemburger im Ruhestand verabschiedet haben, sind mit dem neuen Büchereileiter Kevin Butler und Dominique Caina, die das Programm für Erwachsene plant, neue Kräfte am Ruder. Und sie wollen Akzente setzen; frischer, jünger und diverser soll die Lesart werden.
Mit Blick auf das Programm sagt Butler: „Ich bin entzückt.“ Die literarischen Gäste haben teils klangvolle Namen, im Erwachsenenbereich gibt es 13 Veranstaltungen. Eröffnet wird das Festival, das von der Stiftung der Kreissparkasse und dem örtlichen Buchhandel unterstützt wird, am 4. November vom diesjährigen Thomas-Mann-Preisträger Ralf Rothmann, der seinen Roman „Die Nacht unterm Schnee“ vorstellt. Der Lesart-Fokus liegt in diesem Jahr auf aktueller Prosa-Literatur, bekannte Vertreter sind Navid Kermani (14. November, „Das Alphabet bis S“) und Kathrin Röggla (17. November, „Laufendes Verfahren“). Aber auch der Nachwuchs verschafft sich Gehör, etwa die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Ana Marwan (11. November, „Verpuppt“) und Anna Herzig (8. November, „12 Grad unter Null“), Demian Lienhard (6. November, „Mr. Goebbels Jazz Band“) und der Österreicher Tonio Schachinger (7. November, „Echtzeitalter“). Lion Christ bringt seinen Erstling „Sauhund“ mit (9. November). Spannend wird es bei den beiden Genre-Lesungen im Kunstdruck-Central-Theater mit Thomas Lehr und seinem Science Fiction „Manfred“ (15. November) sowie Mathijs Deen, der am 16. November seinen gefeierten Krimi „Der Taucher“ präsentiert. Auch Sachbücher - große gesellschaftliche Themen behandelnd - reihen sich in die Vorstellungen ein: Alice Hasters „Identitätskrise“ (20. November) und „Das andere Gesicht“ von der „Aspekte“-Moderatorin Katty Salié (22. November). Das Lesart-Finale im Jazzkeller bestreiten am 25. November die Esslinger Poetin Anna Breitenbach, die Schauspielerin Barbara Stoll und der Pianist Frieder Egri. Dieses Format löst das bislang als Abschluss gewohnte Literaturfest ab.
Neben dem Programm für Erwachsene hat sich bei der Lesart das für Kinder und Jugendliche etabliert. Fünf Gäste präsentieren sich in diesem Rahmen in 15 Veranstaltungen in Schulen und Kindergärten sowie bei öffentlichen Auftritten. Das Thema Alltagsrassismus greifen Sigrid Zeevaerts („Greta“, 7. November) und Kathrin Schrocke („Weiße Tränen“, 19. November) auf. Im Nachwuchsprogramm sind weiter vertreten Madlen Ottenschläger („Wie man Knurrbären besiegt und Keksräuber fängt“, 9. November), Ole Könnecke („Hört sich gut an“, 19. November) und zum Abschluss Rüdiger Bertram („Bookmän: Alles Konfetti“, 23. November).
„Die Lesart ist nicht nur ein ausgezeichnetes Literaturfestival, das sich deutschlandweit sehen lassen kann. Sie ist so etwas wie gelebte Literaturgeschichte. Diesmal demonstriert sie ihre Lust auf Übermorgen, indem sie auch auf Autorinnen und Autoren setzt, die in Zukunft Literaturgeschichte schreiben könnten“, sagt Johannes M. Fischer, Chefredakteur der Eßlinger Zeitung.
Überzeugen Sie sich selbst und lassen sich begeistern: Eintrittskarten für das Abendprogramm gibt es bei Reservix-Vorverkaufsstellen und unter reservix.de. Alle Kinder- und Jugendveranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist unter www.lesart.esslingen.de erforderlich.
(Fotograf: Roberto Bulgrin)