So muss sich ein Cocktail fühlen: Geschüttelt, aber nicht gerührt. Denn beim Bungee Jumper auf dem Neckarwiesenfest in Esslingen wurden Besucher kräftig durchgeschüttelt. Schweben, springen und abheben kommen eben nie aus der Mode, meint Kai Keller, Bungee-Jumping sei daher nicht out. „Die Fans wachsen immer nach“, erklärte der Schausteller aus Nürtingen, der mit seinem Fahrgeschäft angereist war. Wer sich nach dem Hüpfen stärken wollte, konnte das bei den Foodtrucks tun, die zum 15. Neckarwiesenfest am 23. April im Gewerbegebiet Neue Neckarwiesen in Zell und Oberesslingen angefahren sind. Die Eßlinger Zeitung hatte im 155. Jahr ihres Bestehens ein Streetfood-Festival unter dem Titel "HockEZe" organisiert. Burger, indische Speisen, Pizza, Gegrilltes, Eis und Crêpes waren im Angebot. Auch die stündlich angebotenen Führungen waren bestens besucht. Zudem erfreuten sich auf dem Verlagsgelände ein Flohmarkt für Kinder sowie einer, auf dem Bücher gehandelt wurden, großer Beliebtheit.
Unter dem Motto "Viele Firmen, ein Fest" ist das Fest federführend von der Standortinitiative Neue Neckarwiesen und Sirnau (SiNN) organisiert worden. Beim Neckarwiesenfest präsentieren die Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen, stellen ein buntes Rahmenprogramm auf die Beine, nutzen die Gelegenheit zum Netzwerken, und nicht zuletzt zeigen sie sich als attraktive Arbeitgeber.
Aber nicht nur die Firmen präsentierten sich. Laura Petrongari von der Freiwilligen Feuerwehr Zell führte mit ihren Kameradinnen und Kameraden beim Neckarwiesenfest Fahrzeuge vor. Die kommen immer an, sagte sie. Das Märchen vom Kinderlieblingsberuf Feuerwehrmann oder -frau sei kein Märchen: „Katzen vom Baum und Menschen aus dem Feuer zu retten, das ist für viele ein Wunschtraum.“ Hermann Kreß fuhr mit dem „Altstadt-Zuggler“ des AMC Mittlerer Neckar während des Festes zwischen den einzelnen Stationen hin- und her. Das Bähnle, sagte er, schaffe locker 20 Kilometer je Stunde. Aber in einen Geschwindigkeitsrausch verfallen Mitfahrende nicht, denn zehn Stundenkilometer sind eher die Regel. Die Menschen lieben das nostalgische Gefährt mit dem gemütlichen Bummeltakt.
Bei Vorführungen zur Kanalreinigung zeigten Alexandra Koch-Kenner und ihr Team, wie ein Rohr wieder fit gemacht wird. Sie ist gelernte Rohr- und Kanalreinigerin. Das sei ein dreijähriger Ausbildungsberuf, sagte sie. Azubis zu finden, sei auch hier nicht einfach. „In unserem Job muss man schon was abhaben können“, meint Alexandra Koch-Kenner. Doch den Menschen etwa bei einem Wasserschaden aus der Patsche zu helfen, sei ein schönes Gefühl. Ein schönes, wohlig-warmes Gefühl erzeugte an diesem Sonntagnachmittag auch der Blick auf den Samowar, den der Kreisdiakonieverband an seinem Stand aufgestellt hatte. „Er macht halt was her“, sagte Sibylle Linckh. Und er ist etwas für Menschen jeden Geschmackstyps. Oben kommt der Tee heraus, unten das Waser. Wer wenig Teein braucht, kann unten viel Wasser zum Verdünnen rauslassen – je nach Gusto.
Tee zur Beruhigung brauchte Sebastiano Sequenzia von der Zwiebel, dem Wochenblatt der Eßlinger Zeitung, nicht. Er ist hochzufrieden. Der Kinderflohmarkt, sagte er, sei mit 52 Teilnehmenden ein voller Erfolg. Spielzeug, Puppen, Puzzles oder Fahrräder wurden angeboten. Kuscheltiere gab es sogar in XXL.
Flotte Unterhaltung jeder Art gab es beim Neckarwiesenfest in den teilnehmenden Betrieben. Und flott ging es eben auch beim Bungee Jumper zu. Die Teilnehmenden müssen sich wie ein Cocktail gefühlt haben, und sie schienen das Hüpfen ebenso genossen zu haben, wie weitere Festbesucher ihren Cocktail oder ein anderes Getränk. Es wehte ein Hauch von Wiesn-Flair durch das Gewerbegebiet.
(Fotograf: Roberto Bulgrin)