Es ist ein Jahr der Wahlen: Landtagswahl, Bundestagswahl, OB-Wahlen in Stuttgart und Esslingen. Wie aber funktioniert das eigentlich in einem Medium, dessen wichtigstes Gut das Vertrauen in die Unabhängigkeit ist? Der Anzeigenpart ist relativ einfach: Hier ist die Partei oder der Kandidat, der schaltet, völlig frei. Die Inhalten dürfen nur nicht beleidigend oder verfassungsfeindlich sein. Doch wie geht die Redaktion mit diesem Thema um? „Ein schwieriges Feld“, erklärt der Chefredakteur der Eßlinger Zeitung, Johannes M. Fischer. „Ein Dauerspagat, wenn man so will. Da fühlt sich schnell mal jemand benachteiligt, manchmal gleich alle auf einmal. Aber journalistisch ist so ein Wahlkampf trotzdem wahnsinnig spannend.“
Wichtig ist eine größtmögliche Ausgewogenheit. Das lässt sich an den OB-Wahlen in Esslingen gut festmachen.
Die EZ organsierte eine Reihe von Podiumsdiskussionen, was ihr besonders wichtig war, weil es aufgrund der Coronaregeln besonders in der Frühzeit des Wahlkampf wenig Möglichkeiten gab für die Kandidaten, sich zu präsentieren. Anfangs waren es reine Onlineveranstaltungen, die live übertragen wurden, dann kamen Hybridveranstaltungen hinzu, wo eine begrenzte Anzahl von Zuschauern erlaubt wurde, die Veranstaltung aber dennoch online übertragen wurde.
Im Verlauf des Wahlkampfes kamen auch Interessengruppen und die Fraktionschefs der Parteien im Gemeinderat zu Wort. Der Tenor der Beiträge: Das fordern wir von unserem künftigen Oberbürgermeister. Auch hier bemühte sich die Redaktion um ein breites Abbild der Gesellschaft: Wirtschaft, Handel, Gastronomie, Kultur, Verkehrsteilnehmer – sie alle kamen zu Wort.
Alle Kandidaten bekamen auch ein Porträt. Aber in welcher Reihenfolge? Kandidaten und Partei achten sehr darauf, wer wo steht. Bis zur Bekanntgabe nahm die Redaktion die Größe der Unterstützer als Ordnungsprinzip, nach der Bekanntgabe die Reihenfolge der Wahlzettel. Die Ordnung auf den Wahlzetteln wiederum richtete sich nach dem Moment der Bewerbung: Wer sich zuerst bewarb, kam zuerst auf den Wahlzettel.
Bis zum Ende des Wahlkampfes produzierte die Redaktion weit über 50 Inhalte, darunter einen Kandidaten-Check, zahlreiche Videos und Podcasts. Dazu kamen zahlreiche Bilder und Bildergalerien und ein Ticker während der ersten Runde der Wahl, sowie beim zweiten Wahlgang. „Und danach ist es auch noch nicht vorbei, denn eigentlich fängt es ja erst an“, meint Fischer. Wenn der OB feststeht, wird die Redaktion die Folge „Das fordere ich von unserem neuen OB…“ fortsetzen. Dann kommen die Stadtteile zu Wort. Und natürlich geht es dann auch darum, die Versprechen aus dem Wahlkampf im Auge zu behalten.